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Scheich Hamza Sodagar: Wenn du dich in deinem Glauben schwach fühlst

18:04 - June 12, 2020
Nachrichten-ID: 3002678
Teheran (IQNA)- Die Erschütterung im Glauben angesichts von Problemen im Leben ist tatsächlich ein himmlisches Zeichen und eine Chance, sich Gott zu nähern. Wenn man weiß, wie.

Dieser Text ist unsere sinngemäße Übersetzung eines wertvollen englischsprachigen Videos von Scheich Hamza Sodagar über die Beständigkeit des Glaubens in Zeiten der Prüfungen.

Alle Imame lehrten uns eine äußerst wichtige Eigenschaft, welche im folgenden Quranvers aufgegriffen wird: „Auf diejenigen, die sagen: ‚Unser Herr ist Allah‘, und daran festhielten – zu ihnen steigen die Engel nieder und sprechen: ‚Fürchtet euch nicht und seid nicht traurig, und erfreut euch des Paradieses, das euch verheißen wurde.‘“ [Heiliger Quran, 41:30]

Jene Menschen behaupteten und glaubten daran, dass Allah ihr Gebieter ist, und sie verließen diesen Pfad nicht. Um diese Beständigkeit des Glaubens soll es im Folgenden gehen. Der erste Schritt ist, sich zur Wahrheit zu bekennen, zu akzeptieren, dass Allah unser Gott ist. Dieser Schritt beinhaltet auch, das Prophetentum unseres Propheten (s.) und das Imamat der Ahlulbayt (a.) anzunehmen. Dies ist der erste Schritt, aber nicht der einzige.
Die Standhaftigkeit bedeutet, unerschütterlich zu sein auf diesem Weg. Darin liegt die Schwierigkeit. Wir haben dabei stets Probleme.

Im Heiligen Quran heißt es: „Dort wurden die Gläubigen geprüft, und sie wurden heftig hin und her geschüttelt. Als die Heuchler und die, in deren Herzen Krankheit ist, sagten: ‚Gott und sein Gesandter haben uns nur Trügerisches versprochen.‘“ [Heiliger Quran, 33:11–12]

Wenn sie unter Druck gesetzt wurden oder in eine kritische Situation kamen, fragten sie sich: „Was ist geschehen?“ Sie fingen an zu lamentieren, dass das Versprechen Gottes und des Propheten (s.) nicht wahr sei. Wir sind kaum in der Lage, auf dem Weg Gottes zu beharren, wenn wir härtere Zeiten durchleben. Allah betont an mehreren Stellen im Quran, dass Bequemlichkeit und Vergnügungen nicht unser Ziel in diesem Leben sein sollten, denn zu erwarten, dass wir keine Schwierigkeiten durchleben werden, ist schlichtweg eine falsche Vorstellung.

Allah selbst sagt, dass wir mit Problemen geprüft werden: „Oder meint ihr, dass ihr ins Paradies eingehen werdet, noch ehe euch das Gleiche widerfahren ist wie denen, die vor euch dahingegangen sind?“ [Heiliger Quran, 2:214]

Die Völker vor euch wurden getestet. Die Propheten und die Gläubigen mussten Probleme und harte Zeiten von einem derartigen Ausmaß durchleben, dass sie sich fragten: „Wo bleibt die Unterstützung Gottes?“
„(Er), der den Tod und das Leben erschaffen hat, um euch zu prüfen (und festzustellen), wer von euch am besten handelt.“ [Heiliger Quran, 67:2]

Das Ziel des Lebens ist nicht bloße Bequemlichkeit. Dies wird man nicht erreichen, ganz gleich, wer wir sind. Wer sich für das Richtige einsetzt, wird auf Probleme stoßen. Viele Überlieferungen besagen, dass jene Menschen, die mit dem größten Leid und mit den größten Erschwernissen zu kämpfen haben, die Propheten sind, gefolgt von Menschen, die den Propheten am ähnlichsten sind. Je besser du wirst, umso mehr Erschwernisse wirst du durchleben. Über einige Gelehrte heißt es: Würde das Leben bei ihnen zu problemlos laufen, dann würden sie sich in die Sadschda (Niederwerfung) in Richtung Qibla begeben, weinen und Gott anflehen: „Gehöre ich zu jenen, die du sich selbst überlassen hast? Bin ich von deinem Weg abgekommen?“ Denn einer der Anzeichen dafür, felsenfest auf dem Weg Gottes zu wandern, ist das Durchleben von Problemen.

Was ist also das Rezept, um ein Wanderer auf dem Pfad Gottes zu bleiben? Es ist die Ausdauer bzw. der Durchhaltewille und die Standhaftigkeit auf diesem Weg.

In der Sura Baqara gibt uns Allah klare Handlungsempfehlungen: „O ihr, die ihr glaubt, sucht Hilfe in der Standhaftigkeit (Sabr) und im Gebet. Gott ist mit den Standhaftigen.“ [Heiliger Quran, 2:153]
Dies sind die beiden hauptsächlichen Komponenten, welche unseren Durchhaltewillen fördern. Die Standhaftigkeit wird dabei als Erstes genannt. Als Individuum besteht unsere Prüfung darin, beständig auf dem Pfad Gottes zu bleiben und unseren Glauben in die Praxis umzusetzen. Die Auffassung, dass man in Sünden beharrt und ab und an bereut, ist nicht ideal. Das ist nicht das, was der Islam von uns möchte. So verhält sich nicht ein wahrer Anhänger der Ahl-ul-Bayt (a.).

Jedes Mal, wenn wir eine Sünde begehen, selbst wenn wir diese nicht im Herzen tragen, drückt dies gemäß den Überlieferungen, eine Form der Feindseligkeit gegenüber dem Imam (Mahdi (a.)) aus. Ausdauer zu haben bedeutet in unserem Alltag, dass wir keine Sünden begehen.

In einer Überlieferung über Sabr (Standhaftigkeit) heißt es, dass es zwei Formen von Sabr gibt: Erstens Standhaftigkeit, wenn dich ein Unheil trifft, wie z. B. Verlust eines Nahestehenden. Aber die zweite und noch bedeutendere Variante ist, standhaft zu sein gegenüber allem, was Allah als Verboten (haram) erklärt hat. Deine Standhaftigkeit spiegelt sich darin wider, wie du mit Situationen umgehst, die du nicht unter Kontrolle hast und dir sogar erschweren, das Richtige zu tun, du dennoch standhaft bleibst und das Richtige tust. Du gibst bei einem Erschwernis nicht auf. Das ist Standhaftigkeit.

Der zweite Aspekt ist das Gebet. In einem Quranvers spricht Allah (swt.) zu Prophet Musa (a.): „...verrichte das Gebet zu meinem Gedenken.“ [Heiliger Quran, 20:14]

Der zentrale Aspekt im Gebet ist das Gottesgedenken. So heißt es auch an einer anderen Stelle: „Wahrlich, im Gedenken Gottes finden die Herzen Ruhe.“ [Heiliger Quran, 13:28]

Wir sollten eine Verbindung zu Allah aufbauen, insbesondere bei Schwierigkeiten, wenn du keinen Ausweg mehr siehst, wenn uns alles um uns herum zu einer Sünde verführen möchte, wenn ich mein Handy anmache, online gehe und mich alles zum Sündigen verlocken möchte. Wir müssen Allahs gedenken. Bitte um Seine Gnade. Er wird dir die Seelenruhe schenken. Er wird dir alles geben, was du benötigst. Er wird dir einen Weg zeigen und ebnen.

„Und wer Gott fürchtet, dem schafft Er einen Ausweg.“ [Heiliger Quran, 65:2]

 

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